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Rundbrief des Bundesvorsitzenden, Ulrich Weigeldt, am 10.06.2020

10. Juni 2020

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

was wünschen sich die meisten Hausärztinnen und Hausärzte für ihre Arbeit? Weniger Bürokratie, weniger vermeidbare Kosten, mehr Zeit für die Patienten. Könnte Digitalisierung dabei helfen? Ja, aber…

Die aktuelle Störung beim Online-Abgleich der Versichertenstammdaten zeigt mal wieder, was bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen schiefläuft. Welche Ärzte betroffen sind, ist weiterhin unbekannt. Meist wissen es nicht einmal die betroffenen Praxen selbst, weil die Fehlermeldungen so unklar sind. Von der gematik hört man keine Entschuldigung für die Situation, stattdessen sollen die Ärzte umgehend den praxiseigenen IT-Dienstleister kontaktieren (und das für den Online-Abgleich, der ja letztlich nur den Kassen dient). Dann noch die Info, dass den Betroffenen keine Kosten durch die Situation entstehen und sie auch „keine Sanktionen fürchten müssen“. Das wäre ja noch schöner!
Was dieses Beispiel einmal mehr verdeutlicht:

1. Wie viele Unannehmlichkeiten die TI derzeit der Ärzteschaft bereitet!
Letztlich bleibt es auch hier an den Ärztinnen und Ärzten hängen, die Versäumnisse und technologischen Störungen der gematik aufzuräumen.Wer bezahlt unsere Zeit dafür?

2. Wie viele Kosten auf die Ärzteschaft zukommen!
Mag sein, dass die IT-Dienstleister im aktuellen Fall bezahlt werden (noch ist allerdings offen, von wem, wann und wie!). Aber das sind ja nicht die einzigen Kosten, denen sich die Ärzte derzeit gegenübersehen. Allein in den nächsten 12 Monaten sollen zwei Software-Updates der Konnektoren erfolgen, die sicher wieder Kosten auslösen werden.

3. Die Unsinnigkeit der Sanktionen!
Ähnliches hatten wir ja auch schon hinsichtlich der Lieferbarkeit der Konnektoren. Es bringt überhaupt nichts, die Nutzer zu sanktionieren, wenn die Verantwortlichen nicht liefern können oder die gematik als Systembetreiber Fehler macht!

Wir fordern:
• Eine schnelle, unkomplizierte Lösung der aktuellen Situation (auch der Kostenübernahme)!
• Die dauerhafte Übernahme aller Kosten, die den Ärztinnen und Ärzten durch die TI entstehen (Hardware, Software, Wartung, Schulungen etc.)!
• Eine rigorose Fehleranalyse, damit vergleichbare Probleme nicht wieder vorkommen, wenn künftig noch mehr Prozesse über die Telematikinfrastruktur laufen.
• Eine Bestandsaufnahme, welche Dienste wirklich über eine zentrale Infrastruktur betrieben werden müssen (und zentral ausfallen) und welche nicht.
• Das sofortige Ende der Sanktionen! Es wäre doch Anreiz genug, wenn durch eine fehlerfreie Technologie die Arbeit in den Praxen endlich vermindert würde! Bis dahin ist – wie das Problem mit dem Abgleich der Versichertenstammdaten zeigt – eine gewisse Skepsis der Arztpraxen ja durchaus gerechtfertigt…

Herzliche Grüße

Ulrich Weigeldt
Bundesvorsitzender