Nachrichten Detailansicht

Pressestatement zu den Vorschlägen der Regierungskommission für eine bedarfsgerechte Krankenhausversorgung

Berlin, 28.09.2022. – Zu den gestern von der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung vorgelegten Vorschlägen, erklärt der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Dr. Markus Beier:

„Es ist unzweifelhaft, dass der Krankenhaussektor dringend reformiert werden muss und dass Teil dieser Reform, wo sinnvoll, auch eine stärkere Ambulantisierung sein muss. Was hier jedoch vorgeschlagen wird, ist nichts anderes als eine kurzfristige und völlig unkoordinierte Verschiebung von Arbeit aus dem stationären Sektor in den ambulanten Sektor. Eine Verschiebung von Ressourcen geschweige denn Finanzmittel ist hingegen nicht vorgesehen! Es läuft darauf hinaus, dass die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen mit den gleichen Ressourcen, noch mehr als ohnehin schon leisten sollen. Die Kommission verliert kein einziges Wort darüber, wie der ambulante Sektor denn gestärkt werden soll, um diese zusätzliche Arbeit auch noch stemmen zu können. Das ist inakzeptabel und extrem kurz gesprungen!

Die konkrete Folge dieses Vorschlags wäre, dass Krankenhäuser Eingriffe vornehmen und dann die Patientinnen und Patienten möglichst schnell noch am selben Tag nach Hause schicken. Die Nachversorgung bei sich verschlechterndem Gesundheitszustand, unter anderem auch am Wochenende, bleibt dann in aller Regel an den Hausärztinnen und Hausärzten und dem ambulanten Notdienst hängen, die sowieso schon am Limit arbeiten. Die Hausärztinnen und Hausärzte sind jedoch nicht die Packesel eines überforderten und ineffizienten stationären Sektors!

Der Konstruktionsfehler dieser Kommission ist, dass kein einziger Vertreter des ambulanten Sektors mit am Tisch sitzt. Das haben wir bereits in der Vergangenheit kritisiert und das merkt man jedem Satz des Papiers an. Die Folge ist ein Tunnelblick, der ausschließlich auf die Situation in den Kliniken gerichtet ist, ohne die Lage in den Praxen auch nur im Geringsten zu berücksichtigen.

Nicht nur die Krankenhäuser haben in den letzten Jahren am Limit gearbeitet, sondern insbesondere auch die Hausarztpraxen! Hier wurden die allermeisten Corona-Patientinnen und Patienten versorgt. Das scheint bei den Autorinnen und Autoren noch nicht angekommen zu sein.

Dieser Vorschlag mag kurzfristig die Probleme der Kliniken lösen, die des ambulanten Sektors und der Patientinnen und Patienten hingegen nicht!“