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Rundbrief des Bundesvorsitzenden, Ulrich Weigeldt, am 05.08.2020

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

manchmal kann Politik ja unglaublich schnell reagieren. Positives Beispiel dafür war die kurzfristige Einführung der telefonischen Arbeitsunfähigkeit zu Beginn der Corona-Krise. Negative Beispiele, wo die Politik ohne Sinn und Verstand schnell etwas regelt, kennen wir leider auch.

Die neuen Regelungen zur Testung von Reiserückkehrern sind leider ein Beispiel für letzteres. Auf die Schnelle diskutiert und beschlossen traten sie bereits ab 01. August in Kraft. Über die Umsetzung in den Arztpraxen hat sich wohl niemand Gedanken gemacht! Die Faktenlage ist jedoch glasklar:

• Die neue Verordnung schafft den (freiwilligen) Anspruch für alle Reiserückkehrer, sich auf Covid-19 testen zu lassen.

• Die neue Verordnung beinhaltet keine Verpflichtung der niedergelassenen Ärzt*innen (Hausärzt*innen und Fachärzt*innen), diese Tests durchzuführen.

• Wenn der Hausarzt die Testung durchführt, darf er für diese Leistung nur 15 Euro ggü. der KV abrechnen. Weitere Leistungen dürfen in diesem Fall nicht abgerechnet werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Corona-Krise stellt eine besondere Situation dar und wir Hausärztinnen und Hausärzte haben durch unseren Einsatz bisher deren „glimpflichen“ Verlauf ermöglicht. Die neuen Regelungen aber sind an Ignoranz ggü. unserem Tun kaum zu überbieten:

• Die Probleme mit Reiserückkehrern waren lange bekannt, sodass die kurzfristige Reaktion der Politik entweder fahrlässig oder hilflos ist. Der Hausärzteverband fordert seit Wochen in die politischen Überlegungen zur Corona-Pandemie einbezogen zu werden.

• Die in der Rechtsverordnung festgelegte Vergütung von 15 Euro ist und bleibt ein Hohn! Umso mehr, da der erwartete Leistungsumfang (Beratung, Abstrich und ggf. Ausstellung eines ärztlichen Zeugnisses) in der Verordnung selbst klar benannt ist, inkl. der Aufwände der besonderen Hygienemaßnahmen sowie die Vorhaltekosten. Der Hausärzteverband
fordert deshalb nachdrücklich eine Anhebung der Vergütung dieser Testungen auf mindestens 50 Euro.

Wir Hausärzte erwarten von der Politik schon lange keine Blumen oder Dankesschreiben mehr und haben sie bisher ja auch nicht bekommen. Aber wir erwarten Regelungen, die funktionieren und die für die Praxen wirtschaftlich tragfähig sind. Dafür setzen wir uns weiterhin vehement ein!

Herzliche Grüße

Ulrich Weigeldt
Bundesvorsitzender