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Rundbrief des Bundesvorstandes am 04.10.2023

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der 44. Hausärztinnen- und Hausärztetag liegt hinter uns. Turnusmäßig stand auch die Wahl des Bundesvorstandes auf dem Programm. Erstmals in unserer Verbandsgeschichte hat sich die Delegiertenversammlung entschlossen, eine gleichberechtigte Doppelspitze zu wählen. Auch wenn Sie viele der Gesichter des neuen Bundesvorstandes schon aus dem vergangenen Jahr kennen, möchten wir doch die Chance ergreifen, uns bei Ihnen vorzustellen.

  • Professor Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth aus Baden-Württemberg und Dr. Markus Beier aus Bayern wurden als gleichberechtigte Bundesvorsitzende gewählt. Sie haben bereits im vergangenen Jahr als Bundesvorsitzender und Stellvertreterin den Verband gemeinsam geführt.

  • Weiterhin im Vorstand sind Dr. Ulf Zitterbart aus Thüringen als erster stellvertretender Bundesvorsitzender sowie Anke Richter-Scheer aus Westfalen-Lippe als zweite stellvertretende Bundesvorsitzende.

  • Neu in den Vorstand gewählt wurden Dr. Torben Ostendorf aus Sachsen als Schriftführer sowie Christian Sommerbrodt aus Hessen als Schatzmeister.

  • Als Beisitzerin wurde Dr. Barbara Römer aus Rheinland-Pfalz im Amt bestätigt. Neu hinzugekommen sind Dr. Kristina Spöhrer aus Niedersachsen und Dr. Oliver Funken aus Nordrhein.

Nicht mehr angetreten waren die langjährigen Vorstandsmitglieder Armin Beck, Dipl.-Med. Ingrid Dänschel, Dr. Leonor Heinz sowie Jens Wagenknecht. Die vier Kolleginnen und Kollegen haben in den vergangenen Jahren und Jahrzenten mit sehr viel Engagement und Kompetenz für die Interessen der Hausärztinnen und Hausärzte gekämpft und werden dies an anderer Stelle fortsetzen. Für ihre unermüdliche Arbeit möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.

Situation der Hausarztpraxen so dramatisch wie lange nicht mehr

Neben der Wahl lag der Fokus des Hausärztinnen- und Hausärztetages natürlich auf der vielerorts dramatischen Situation der Hausarztpraxen. Die immer weiter zunehmende Arbeitsbelastung, gepaart mit der sich zuspitzenden finanziellen Lage, ist inzwischen eine echte Gefahr für die Versorgung der Menschen in unserem Land. Während die Politik nicht müde wird, die Krankenhäuser zu unterstützen, wird die hausärztliche Versorgung als selbstverständlich angesehen.

Es ist ganz klar: Wenn die Politik jetzt nicht sehr kurzfristig gegensteuert, werden dieser Herbst und Winter eine extreme Zäsur für die Versorgung der Menschen. Die drängendste Maßnahme ist die Entbudgetierung der hausärztlichen Leistungen nach dem Vorbild der so genannten Entbudgetierung MGV plus, von der insbesondere Regionen wie Hamburg und Berlin, in denen die Auszahlungsquote teilweise bei gerade einmal 75 Prozent liegen, massiv profitieren würden. Dabei steht dem hausärztlichen Versorgungsbereich auch zukünftig ein fester Betrag zur Verfügung. Wenn dieser nicht ausreicht und weitere Leistungen erbracht werden, werden diese entsprechend zusätzlich vergütet. Das wäre ein Modell, das die Hausarztpraxen nachhaltig stärkt. Die Entbudgetierung wurde uns, zuletzt im Rahmen des Hausärztinnen- und Hausärztetages, mehrfach klipp und klar vom Bundesgesundheitsministerium versprochen. Wir erwarten, dass den Worten jetzt Taten folgen.

Neben diesem Thema gibt es eine ganze Reihe an weiteren Maßnahmen, die nach teilweise jahrelangem Stillstand endlich angepackt werden müssen. Beispielhaft seien nur die absurde Quartalslogik, die dringend beendet werden muss, oder das Fehlen einer Strukturpauschale für Versorgerpraxen genannt. Entscheidend wird auch sein, eine weitere Stärkung der Verträge zur Haus-arztzentrierten Versorgung (HZV) durch eine Bonifizierung der teilnehmenden Patientinnen und Patienten umzusetzen. Die Delegiertenversammlung hat hierzu ein Papier mit sechs klaren Forderungen verabschiedet, die jetzt angepackt werden müssen. Dieses steht auf unserer Homepage zum Download zur Verfügung.

Was die Folgen für die Hausarztpraxen und ihre Patientinnen und Patienten wären, wenn die Politik nicht handelt, haben wir auch gegenüber den Medien mit klaren Worten sehr deutlich gemacht.

  • „Grippewelle: Hausärzte warnen vor Notstand“ (BILD-Titelseite)

  • „Hausärzte warnen vor Versorgungsnotstand durch Infektwellen" (Tagesschau)

  • „Hausärzte warnen vor Versorgungsnotstand“ (BR)

  • „Es wird Warteschlangen vor den Praxen geben“ (u. a. Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost, Westfälische Allgemeine, …)

  • „Hausärztinnen- und Hausärzteverband - Praxen fordern mehr Beachtung von der Politik“
    (u. a. Deutschlandfunk)

  • „Hausärztechef befürchtet im Winter Praxen-Kollaps“ (u. a. n-tv)


In den Hausärztepraxen brodelt es

Es ist vollkommen klar: Die Hausärztinnen und Hausärzte können und wollen die aktuelle Situation nicht mehr akzeptieren – allein schon im Interesse unserer Patientinnen und Patienten. Es ist absolut nachvollziehbar und richtig, dass in dieser und den kommenden Wochen zahlreiche Protestmaßnahmen, unter anderem Praxisschließungen und Plakataktionen, geplant sind. Auch der Hausärztinnen- und Hausärzteverband wird sich hier, wenn die Politik diesen letzten Warnschuss nicht ernst nimmt, selbstverständlich mit eigenen Aktionen einbringen. Dabei ist uns wichtig, dass zielgerichtet die Themen kommuniziert werden, die uns Hausärztinnen und Hausärzten unter den Nägeln brennen. Es sind nämlich unsere Hausarztpraxen, die besonders unter Druck stehen und auch in diesem Jahr wieder den Infektwinter irgendwie meistern müssen. Da bringen allgemeine Forderungen nach einer Stärkung des Gesundheitswesens nichts. Es braucht vielmehr zielgenaue Unterstützung an den Stellen, an denen es wirklich eng wird.

Mit kollegialen Grüßen
Der Bundesvorstand