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Rundbrief des Bundesvorstandes am 31.07.2023

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

was macht einen Verband stark? Allem voran natürlich seine Mitglieder! Aber auch politische Netzwerke, gute Konzepte, „Lautstärke“ – und das Gespür, wann der richtige Zeitpunkt ist und welche die richtigen Mittel sind, sich für ein Anliegen einzusetzen. Unser Verband hat sich auf Landes- wie auf Bundesebene schon lange durch ein überlegtes Austarieren dieser Maßnahmen als wichtiger Akteur etabliert.

Hitzeschutzkampagne
Vor wenigen Wochen kam Bundesgesundheitsminister, Prof. Dr. Karl Lauterbach, im Rahmen seines bundesweiten Hitzeschutzplans auf uns zu. Diesem sehr produktiven Gespräch folgt nun eine bundesweite Kampagne, die wir auch mit der Unterstützung der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) umsetzen werden und über die wir Sie hier gerne informieren möchten:

Plakatkampagne
Um unsere Patientinnen und Patienten bestmöglich für die Risiken durch Hitze zu sensibilisieren und zeitgleich auf die zentrale Bedeutung der hausärztlichen Versorgung beim Hitzeschutz aufmerksam zu machen, starten wir ab sofort, gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) sowie der KLUG, eine Plakatkampagne für die Hausarztpraxen. Der kommenden Ausgabe unseres Verbands-magazins Der HAUSARZT wird ein Exemplar aus der Plakate-Reihe beiliegen. Dieses wie auch die weiteren Motive können Sie kostenfrei für Ihre Praxis bestellen unter www.hausaerzteverband.de/hitze

Hitze-Manual
Die Zeit im Praxisalltag ist knapp. Daher haben wir Ihnen und Ihren Praxisteams ein Hitze-Manual mit passenden Checklisten, Übersichten und Statistiken erstellt. So haben Sie und Ihre Teams wichtige Informationen direkt zur Hand, wie etwa To-Dos bei Hitze für Patientinnen und Patienten oder eine Übersicht über hitzerelevante Medikation. Auch dieses können Sie sich unter dem oben genannten Link herunterladen.

Fortbildungen
Unser Institut für hausärztliche Fortbildung (IHF) hat für Sie zwei Online-Seminare erarbeitet, in denen zentrale Fragen zur Patientenversorgung wie auch Praxisorganisation während Hitzewellen beantwortet werden. Das Schulungsangebot finden Sie unter www.ihf-fobi.de.

Finanzielle Stärkung: Klimaresiliente Versorgung in HZV und EBM-Ziffer
Information und Kommunikation ist das eine, aber natürlich sind auch unsere Praxen an personelle und zeitliche Ressourcen gebunden und diese sind – das müssen wir Ihnen nicht erzählen – seit Jahren stark limitiert. Daher waren und sind Vergütungskonzepte für diese zusätzlichen Aufgaben ein zentraler Bestandteil sowohl der Termine mit dem BMG wie auch mit der Selbstverwaltung.

Im Rahmen der Hitzeschutz-Termine hat sich unsere intensive Vorarbeit ausgezahlt. So ist etwa ein Teil der gemeinsamen Initiative unseres Verbandes und des BMG, der nun auch im Hitzeschutzplan festgehalten ist und vergangenen Freitag in einer gemeinsamen Pressekonferenz vorgestellt wurde, das Vorhaben, die klimaresiliente Beratung endlich auch im Vergütungssystem zu verankern. Ein großer Erfolg für unseren Verband und ein zentraler Schritt, um diese wichtige Tätigkeit in den Hausarztpraxen endlich auch im EBM abzubilden!

Wie eine solche Stärkung im besten Fall aussehen kann, zeigen wir ja bereits in der HZV: So haben wir in diesem Jahr mit der AOK Baden-Württemberg einen Zuschlag für klimaresiliente Versorgung entwickelt und umgesetzt, der ab Oktober die teilnehmenden und entsprechend geschulten Praxen in ihrer Arbeit signifikant unterstützen wird. Wir werden uns nun dafür einsetzen, dieses Konzept auch mit anderen Kostenträgern in die Breite zu bringen – und haben ein unschlagbares Argument an der Hand: Die HZV ist – und der Hitze-Zuschlag ist der beste Beweis dafür – das beste Mittel, um präventive Maßnahmen noch zielgerichteter in die Versorgung zu integrieren. Und Prävention ist letztlich der beste Schutz, nicht nur vor vermeidbaren gesundheitlichen Risiken, sondern auch vor vermeidbaren Kosten, etwa durch eine hohe Hospitalisierungsrate. Daher wäre es nur folgerichtig, wenn in Zukunft Versicherte, die an der HZV teilnehmen und somit etwas für Ihre Gesundheitsprävention tun, hiervon auch durch einen so genannten Präventionsbonus profitieren würden.

Ende der Flaute – OPW muss signifikant im zweistelligen Bereich erhöht werden
Leider gibt es auch noch ein deutlich weniger erfreuliches Thema: Die Anpassungen des Orientierungspunktwertes (OPW) waren die vergangenen Jahre eher Farce als Fortschritt! Die Stimmung ist nachvollziehbarerweise gereizt. Eine Erhöhung in homöopathischen Dosen, wie wir sie zuletzt erlebt haben, wird die Ärzteschaft nicht mehr ruhig hinnehmen. Wir sind nicht mehr bereit, einen Großteil der Versorgung zu stemmen und gleichzeitig zuzusehen, wie unsere Arbeit durch jährlich steigende Kosten an Wert verliert.

In diesem Jahr braucht es eine Steigerung des OPW im angemessenen zweistelligen Bereich – darunter können und dürfen sich die Verhandlungspartner nicht einigen. Eine flächendeckende, hochwertige Gesundheitsversorgung ist das wertvollste Gut, das wir haben. Sie jetzt langsam ausbluten zu lassen, würden wir in nur wenigen Jahren hundertfach bezahlen.

Die Stimmung kocht zurecht und aktuell werden viele Forderungen zur Verbesserung der Honorarsituation laut. Auch wir als Ihre Vertretung sind hier natürlich im engen Austausch mit der Selbstverwaltung und anderen Gesundheitsakteuren. Zentral für uns wird dabei sein, dass die spezifische hausärztliche Perspektive keineswegs unter den Tisch fällt. Denn eines ist klar: Wir werden unser Gesundheitssystem nur zum Besseren verändern können mit einem starken Fundament – und das ist nun einmal die hausärztliche Versorgung – Ihre tägliche Arbeit in den Praxen!

Mit kollegialen Grüßen

Dr. Markus Beier
Bundesvorsitzender

Prof. Dr. Nicola Buhliger-Göpfarth
Erste stellvertretende Bundesvorsitzende